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AnhaengerSchriftzug

 

Baujahr 2017
Typ SDAH Kasten offen
Hersteller Eigenbau
Rahmennummer WEGTP xxxxxxxxxx
Leergewicht 40 kg
zul. Gesamtgewicht 55 kg
Zugmaul 50 mm
Stützlast
10 kg
Länge
140 cm
Breite 87 cm
Höhe 63 cm
Ladefläche 60 x 80 cm
Reifen 3.00-10
Höchstgeschwindigkeit 60 km/h
Bordwände 4 mm Filmdruck
Achsenteile PK XL (ital.)
Stoßdämpfer V50
E-Satz 7-polig

 Vespa Anhaenger vorne

 

 

Bei längeren Touren, vor allem mit zwei Personen, hat man häufig das Problem, das ganze Gepäck unter zu bekommen. Die bereits original angebotenen Gepäckträger bieten schon ordentlich Platz. Allerdings ändert sich damit auch massiv der Schwerpunkt der Vespa. Voll bepackt, mit zwei Personen, auf einem Alpenpass kann man nicht mehr wirklich von Fahrdynamik sprechen... Ein Anhänger bietet hier eine super Möglichkeit, die Vespa zu entlasten und gleichzeitig das Ladevolumen zu erhöhen. 

 

Nach §32 StVZO sind in Deutschland Anhänger hinter Krafträdern grundsätzlich zulässig, sofern sie eine Breite von 1m nicht überschreiten. In den §§42, 43 und 44 sind die Bestimmungen an die Anhängelast, Stützlast und an die Anhängerkupplung selber geregelt. Eine voll ausgestattete PX Elestart darf  rechtlich gesehen 85 kg ziehen (115 kg Leergewicht plus 75 kg Fahrer und die Summe halbiert). Das Problem ist jedoch, dass für die PX seitens Piaggio nur eine Freigabe für 55 kg Anhängelast existiert. Damit kann die gesetzlich erlaube maximale Anhängelast leider nicht voll ausgeschöpft werden. Zudem ist keine offizielle Stützlast angegeben.  

 

Hinter Zweirädern können sowohl einspurige Anhänger, als auch Zweispurige-Einachs-Anhänger gezogen werden. Einspurige Anhänger kann man fertig kaufen, z.B. den beliebten PAV. Diese haben bereits eine Betriebserlaubnis und entsprechende Gelenkkupplungen. Mir persönlich gefallen diese Anhängertypen nicht so gut. Ich wollte immer einen Einspur-Anhänger in klassischer PKW-Anhänger-Optik haben, nur halt in Miniatur. Das große Problem besteht jedoch darin, dass hier eine Kugelkopfkupplung benötigt wird, welche über eine Typprüfung verfügen muss. Soetwas gibt es für die Vespa nicht. Es existieren lediglich ein paar seltene Exoten, z.B. von Squire aus England.

 

 

 

Vespa Anhängerkupplung

 

Somit bleibt nur der Eigenbau. Dies ist natürlich nicht ganz so einfach, denn die Konstruktion muss entsprechend ausgeführt sein, damit eine Eintragung beim TÜV möglich ist. Als Basis für meine Vespa-Anhängerkupplung dient ein typgeprüfter 50 mm universal Kugelkopf mit ABE. Durch mein Studium habe ich gute Grundkenntnisse in dem CAD Programm Catia. Ich habe einen PX Rahmen vermessen und digital einen sogenannten Kupplungsbock konstruiert. Dieser wird mit zwei Platten am Heck der PX verschraubt, am Blech unter dem Tank zusätzlich gestützt und nimmt schlussendlich den Kugelkopf auf. Den Bock habe ich mit den Catia Analysen digital belastet, die Statik geprüft und solange verbessert, bis ich ihn problemlos mit der vierfachen Last der von Piaggio freigegebenen Anhängelast von 55 kg belasten kann. Dann habe ich den ersten Prototyp gemäß der digitalen Konstruktion gefertigt und montiert.

 

Nun stand erstmal der Sommerurlaub in Italien an. Ich habe die neue Kupplung direkt mal genutzt, um mein kleines Segelboot die 200 m vom Campingplatz bis zum Strand zu ziehen (60 kg Boot mit Zubehör und ca. 15 kg Aluslippwagen). Das hat bestens funktioniert!

 

Nach dem Urlaub habe ich die Konstruktion nochmal abgeändert, da ich aus optischen Gründen eine abnehmbare Kupplung haben wollte und habe einen zweiten Prototyp geschweißt. Ergänzend habe ich eine weitere Berechnung und eine 10- seitige Dokumentation erstellt. Dann bin ich das erste Mal damit zum TÜV gefahren. Auf Grundlage der Freigabe von Piaggio sah der Prüfer kein Problem darin, mir die Kupplung einzutragen. Allerdings darf diese nicht abnehmbar sein, da hier ein Steckzapfen vorgeschrieben wäre. Ich hatte mir ein Rohr-in-Rohr System überlegt, welches mit Bolzen gesichert wird, zum Abnehmen des Kugelopfes. Würde man meine Kupplung als starre Kupplung nutzen, würde er sie mir allerdings eintragen. Dann verdecke sie nur das Kennzeichen, was natürlich nicht zulässig ist. Also einigten wir uns darauf, dass ich das Kennzeichen höher setze, indem ich ein Sportrücklicht mit E-Nummer verbaue. Der Prüfer gab mit eine TP Nummer, welche ich auf der Rahmenplatte einschlagen sollte. Damit fuhr ich nach hause, besorgte ein Sportrücklicht, einen separaten Reflektor (ist darin nicht integriert), schlug die Nummer ein, montierte alles und fuhr wieder zum TÜV. Der Prüfer stellte mir ein Gutachten aus und ich konnte alles in den Fahrzeugschein eintragen lassen.

 

 

 

Vespa Anhängerbau

 

Nachdem ich die Kupplung erfolgreich eingetragen bekommen hatte, begann ich mit der Planung des Anhängers. Vorlage war ein klassischer PKW Anhänger, jedoch deutlich kleiner und mit Vespateilen für Räder. Achsen und Federung. Vor Jahren hatte ich mal in Italien zwei PK XL im Feld gefunden und ausgeschlachtet. Ihre Vorderradaufhängung bildete die Basis. Die Deichsel wurde aus einem Rechteckrohr gefertigt, welches ich allerdings kröpfen musste. Ansonsten hätte ich die gesetzlich vorgeschriebene Höhe für den Kugelkopf nicht einhalten können. Sie wurde mit Knotenblechen an den Kröpfungen verstärkt und an die Achsstrebe geschweißt. Von den gammeligen PK Gabeln habe ich die Aufnahmen für die Schwingenlager abgetrennt, sandgestrahlt und am Anhängerrahmen fest geschweißt. Jetzt fehlte nur noch die Aufnahme für die Stoßdämpfer und der eigentliche Rahmen für die Bordwände. Die Stoßdämpferaufnahmen stammen ebenfalls von den alten PK Gabeln. Bei der Montage der Schwingen muss eine davon lediglich 180° verdreht montiert werden. Dadurch entsteht zwar eine Differenz in der Höhe, da die Schwingen nicht symmetrisch sind, welche man aber über die Ansetzhöhe der Stoßdämpferaufnahme ausgleichen kann.

 

Das fertige Fahrgestell habe ich komplett montiert und dem TÜV vorgestellt. Nach dessen OK ging der Rahmen zum Feuerverzinken. Leider zusätzliches Gewicht, dafür aber ewig haltbar. Schwingen, Felgen und Trommeln wurden gestrahlt und neu lackiert. Nach dem Verzinken tauschte ich noch alle Lager aus und begann mit der Montage. Die Bordwände sind mit SikaFlex eingeklebt. Die Kotflügel stammen ebenfalls von der PK. Ein Flügel wird in der Mitte in zwei Hälften geteilt, diese jeweils verbreitert, verstärkt und mit Haltern versehen, Zum Schluss habe ich sie gespachtelt, gefüllert und lackiert. Zur Verkleidung der Federung im Inneren des Anhängers, habe ich mir Abdeckungen aus Zinkblech gekantet und mit Aluwinkeln befestigt.

 

Nun fehlte noch die Elektrik. Hier nahm ich klassische Anhängerbeleuchtung und verdrahtete alles mit einem 7-poligen Kabel. Rückfahrscheinwerfer und Nebelschlussleuchte sind bei Krad-Anhängern nicht notwendig. Wichtig ist, dass die Gesamtbreite unter einem Meter ist und die Abmessungen für die Beleuchtung eingehalten werden.

 

Nach der Fertigstellung ging es zur letzten Abnahme zum TÜV. Die Fahrgestellnummer hatte ich bereits bei der Zwischenabnahme bekommen und eingeschlagen. Mit dem erstellten Gutachten bekam ich beim Straßenverkehrsamt eine Betriebserlaubnis ausgestellt. Der Anhänger ist zulassungsfrei, wird also nur mit Wiederholungskennzeichen gefahren. Die Höchstgeschwindigkeit ist auf 60 km/h limitiert.

 

 

Der Anhänger fährt sich absolut super! Kurvenlage ist völlig uneingeschränkt, liegt wie ein Brett auf der Straße. Der Vorteil ist hier das relativ hohe Leergewicht von 40 kg. Der Nachteil ist natürlich, dass die Zuladung sinkt. Der Rahmen wiegt verzinkt 16 kg, die PK Teile sind verhältnismäßig schwer. Bei den Bordwänden habe ich ziemlich leichte 4 mm Filmplatten gewählt, um Gewicht zu sparen.