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Die PX 80 habe ich Anfang 2016 mit der Überlegung gekauft, eine Langstrecken und Touren Vespa für zukünftige Urlaube aufzubauen. Nach ausführlicher Planung, wie so ein Tourenroller aussehen müsste und wie er ausgestattet sein sollte, fand ich schließlich bei eBay Kleinanzeigen eine günstige, aber stark verunfallte 80er mit eingetragenem 135er D.R. Zylinderkit, vielen Neuteilen und noch anderthalb Jahren TÜV. Der Rahmen sah auf den ersten Blick ziemlich hinüber aus, was aber nicht weiter schlimm war, da ich noch einen Tauschrahmen in Garage liegen hatte. Eigentlich wäre eine 200er auf Grund der Leistung besser gewesen, aber die sind ja heutzutage viel zu teuer. Bei einer Besichtigung erzählte mir der Besitzer, dass er auf dem Weg zur Arbeit weg gerutscht sei und die PX anschließend im oberen Bereich der Kaskade gegen ein Schild geschlittert ist. Das Beinschild ist dadurch soweit eingeknickt, dass sich der Lenker kurz vor der Sitzbank befand. Den Preis konnte ich noch etwas nach unten verhandeln, da sie schon längere Zeit eingestellt war. Zudem gab es massenweise Zubehör mit dabei. Also nahm ich sie mit.
Eigentlich war es geplant den Rahmen auszutauschen und sie dann mit neuem Rahmen wieder komplett aufzubauen. Der alte Rahmen ließ sich aber problemlos richten, so dass ein Austausch nicht nötig war! Mehr dazu weiter unten bei "Restaurierung".
Die PX lief nach ihrem Komplettaufbau von Anfang an richtig gut. Im ersten Sommer bin ich damit rund 5000 km über Sardinien, Korsika, durch Norditalien und durch Deutschland gefahren. Auf Grund der Optik, der Ausstattung und dem Verwendungszweck, gab ich ihr den Zusatz "Rallye".
Die PX verfügt über zahlreiche Modifikationen. Es wurde alles so verändert, dass man sie leicht auf einem Anhänger transportieren kann, man auf ihr möglichst viel Gepäck verstauen kann (incl. Anhänger) und dass sie mit allem ausgestattet ist, was man auf langen Touren benötigt. Wichtig war mir auch die Möglichkeit, sie abseits befestigter Straßen nutzen zu können. Auf früheren Touren waren wir häufig lange Strecken auf nicht asphaltierten Wegen unterwegs, größtenteils auch sandig. Hier wollte ich einerseits möglichst gut vorwärts kommen können und andererseits die Vespa vor Beschädigungen schützen. Im Laufe der Zeit habe ich ihr noch einen 200er Cosa Motor mit 12 PS eingepflanzt, denn in Hinblick auf den Anhängerbetrieb war der 135er D.R. Zylinder doch etwas zu schwach auf der Brust.
Die Liste wird laufend ergänzt, da mir immer wieder was Neues einfällt, was man ein- oder umbauen kann. Deswegen sieht die PX auch auf allen Bildern, auf welchen man sie ganz sehen kann, immer anders aus ; )
Unterbodenschutz |
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Als Unterbodenschutz dient ein Spoiler von der Vespa T5, welcher zusätzlich mit einer 3mm Aluplatte versehen ist, so dass der gesamte Unterboden bis zum Hauptständer vor Steinschlägen geschützt ist.
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Anhängerkupplung |
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Zur optimalen Lösung aller Transportprobleme, habe ich für meine PX einen Anhänger und eine passende Anhängerkupplung entworfen und hergestellt. Beides wurde vom TÜV Rheinland abgenommen. Die Kupplung bietet gemäß Freigabe von Piaggio 55 kg Anhängelast bei 10 kg Stützlast. |
Klappbarer Kickstarter |
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Bei der Nutzung im Gelände kann man sich leicht mit dem Kickstarter das Motorgehäuse beschädigen. Deshalb wollte ich hier ein klappbare Variante verbauen. Der 80er Jahre Klappkickstarter von Buzzetti wird mittlerweile mit Gold aufgewogen, so dass ich überlegt hatte, mir einen selber zu bauen. Die Basis bildet ein gebrauchter Kickstarter von der Piaggio Hexagon. Dieser wird in drei Teile geflext (benötigt wird nur der Mitnehmer und der Klappmechanismus) und mit etwas Flachstahl in der gleichen Stärke in der Form eines PX Kickstarters wieder zusammen geschweißt. Dann noch lackieren, fertig! Passt exakt auf die PX Kickstarterwelle.
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Ladebuchse 12V |
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Für die Navigation unterwegs oder zum Laden von sonstigen Geräten, habe ich rechts am Handschuhfach eine wasserdichte 12 V Ladebuchse montiert. Diese ist direkt mit einer Sicherung an der Batterie angeschlossen. Ein Relais sorgt dafür, dass der Strom nur bei eingeschalteter Zündung ansteht. |
Nebelscheinwerfer |
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Da wir in der Vergangenheit im Urlaub des öfteren nachts im Dunkeln Passagen auf unbefestigter Straße oder bei schlechtem Wetter in den Bergen gefahren sind, habe ich die PX mit Nebelscheinwerfern ausgestattet. Beide haben jeweils 10 W Leistung und sind am vorderen Gepäckträger montiert (verstellbar). Über einen Kippschalter können die Stellungen "Aus", "Dauer an" und "Betrieb mit Fernlicht" geschaltet werden. Bei der zweiten Stellung werden diese direkt über die Batterie gespeist. Die dritte Stellung schaltet die Nebelscheinwerfer immer dann automatisch zu, wenn das Fernlicht eingeschaltet wird. Die Lichtausbeute ist enorm! Hierzu wird der Fernlichtstrom abgegriffen, über eine Diode gleichgerichtet und dann zum Schalten eines Relais genutzt. Der eigentliche Scheinwerferstrom kommt wiederum direkt von der Batterie. So wird der Scheinwerfer nicht geschwächt!
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Warnblinkanlage |
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Bei einer Panne ist eine Warnblinkanlage von Vorteil. Dazu habe ich den Schalter von der französischen PX montiert, welcher bei diversen Shops erhältlich ist. Das dumme ist nur, dass die Anlage original verdrahtet nur bei laufendem Motor funktioniert, da die Blinker mit Wechselstrom aus der Lichtmaschine gespeist werden. Also habe ich auf das Blinkrelais der "Alt" umgebaut, welches original von der Batterie gespeist wird. Einbauanleitung |
T5 Kotflügel |
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Für eine sportlichere Optik habe ich den Kotflügel der T5 verbaut.
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Anti-Diebstahlöse |
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An der Gabel ist eine Öse angeschweißt worden. Diese dient dazu, die PX mit einem zusätzlichen Schloss irgendwo anschließen zu können.
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Mini Windschutzscheibe |
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Auf längeren Touren nutze ich mein wasserdichtes Smartphone als Navi. Dafür habe ich mir einen Aluminium-Halter für die Lenkkopfabdeckung gebaut. Damit das Smartphone nicht so deplatziert aussieht und noch etwas mehr geschützt ist (Insekten, Dreck, etc.), habe ich mir aus getöntem Plexiglas eine kleine Windschutzscheibe bebastelt. Die Herstellung ist recht einfach. Form aussägen und im Backofen oder mit einer Heißluftpistole erwärmen und entsprechend biegen. Die Befestigung erfolgt mit Edelstahl-Winkeln. Sportlicher T5 Stil! | |
Gepäcknetz |
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Von der Firma Reimo Wohnmobilausrüster gibt es ein universelles Gepäcknetz für die Türverkleidung. Dieses passt zufällig genau auf das Handschuhfach der PX. Sehr praktisch für Landkarten oder andere Gegenstände! Vor der Montage noch den Handschuhfachdeckel transparent foliert, dann bleibt auch der Lack unbeschädigt!
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Klarglasscheinwerfer |
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Für mehr Licht sorgt ein 35/35 W Klarglasscheinwerfer von der PX Millennium. Eine ziemliche Verbesserung! Passt vor allem optisch gut zu den Nebelscheinwerfern.
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Manuelle Ölpumpe |
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Die originale Getrenntschmierung wurde außer Kraft gesetzt und alle Löcher im Motor verschlossen. Um aber den Öltank weiterhin als solchen nutzen zu können, habe ich eine Ölleitung von dessen Stutzen hoch unter die Sitzbank gelegt. Nun kann man dort mittels Pumpball Öl direkt in einen Messbecher pumpen. So habe ich immer 1,5 Liter Öl dabei und keine schmierigen Ölflaschen im Handschuhfach!
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Gepäcknetz Sitzbank |
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Aus einem Stück 4 mm Gummikordel habe ich unter der Sitzbank Zurrmöglichkeiten für zwei Warnwesten und den Messbecher geschaffen. |
Lüfterradschutz |
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Die PX habe ich vorne und hinten minimal höher gelegt. Dadurch liegt die Lüfterradabdeckung deutlich freier als dies original der Fall war. Deshalb habe ich eine zusätzliche Strebe eingeschweißt und ein Gitter als Schutz vor Steinchen.
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Verstärkte Spiegelhalter mit Zurröse |
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Die originalen Spiegelhalter drehen sich gerne im Lenker durch und zerstören das Gewinde. Deshalb habe ich sie abgeflext und auf lange M8er Schrauben geschweißt. Nun sitzen sie bombenfest und der unten heraus guckende Teil des Gewindes wird zudem als Befestigung für eine Halteplatte mit zwei Zurrösen genutzt.
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Verstärkter Hauptständer und Seitenständer |
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Der Hauptständer verfügt über zwei zusätzliche Diagonalstreben, welchen ihn stabilisieren. Zudem hat er keine klassischen Ständerfüße mehr, sondern stabile Stahlplatten mit Querrippen. Dadurch steht sie auch abseits befestigter Wege sicher. Ein 4 mm Edelstahlblech im Bereich der Ständer schützt das Bodenblech nochmal zusätzlich vor Verformung.
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Verstärkter Gepäckträger hinten |
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Am Gepäckträger wurden seitlich Verstärkungen angebracht. Dadurch ist er stabiler und es bietet sich die Möglichkeit, auch hinten zwei Zurrösen anzubringen.
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Flacherer Gepäckträger vorne |
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Den vorderen Gepäckträger habe ich so modifiziert, dass er möglichst nah am Rahmen liegt (gekürzt). Dadurch verringert sich die Hebelwirkung. Damit dieser auch im Gelände an seinem Platz bleibt, wird er nicht mit Spannbügeln geklemmt, sondern mit Winkeln hinter der Kaskade an den Rahmen geschraubt. Rechts und links habe ich die Aufnahmen für die Nebelscheinwerfer angeschraubt.
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YSS Dämpfer vorne und hinten |
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Vorne und hinten kommen verstellbare Stoßdämpfer von YSS zum Einsatz. Diese sind hart genug, um auch mal mit zwei Personen und Gepäck Passagen durch Gelände zu fahren. Am hinteren Dämpfer ist das längste Distanzstück verbaut und vorne ist die Dämpferaufnahme mit Distanzstücken unterfüttert. Die Bodenfreiheit ist damit nochmal etwas vergrößert.
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COSA 200 Motor mit 12 PS |
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Zuerst hatte ich den originalen Motor mit einem D.R. 135 aufgerüstet. Damit war ein ordentliches Reisen zu Zweit und auch mit Gepäck möglich. Nun kam aber noch der Anhänger dazu und alles in allem war doch etwas mehr Leistung notwendig. 200er PX Motoren sind fast nicht mehr bezahlbar, so dass ich mich dazu entschied, einen von der Vespa Cosa mit 12 PS einzupflanzen. Der Umbau ist nicht schwierig, jedoch umfangreich. Vorteil ist der günstige Preis der Cosa Motoren, das robuste Motorgehäuse und die hydraulische Bremse, welche ich weiter verwende.
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Rückenlehne Sozia |
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Für Fahrten zu Zweit, kann für die Sozia eine Rückenlehne eingesteckt werden. Diese bietet mehr Komfort auf langen Strecken. Da sie aber optisch nicht so ansprechend ist, wird sie eben nur bei Bedarf montiert.
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Sitzbank PX Millennium |
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Die Sitzbank der PX Millennium bietet mehr Komfort, als die der originalen Lusso. Straffer bezogen und härter gepolstert. Also habe ich sie getauscht.
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Riffelblech |
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Das Bodenblech ist von oben mit Riffelblech verkleidet. Dieses schützt vor Steinen und Dreck und stabilisiert nochmal zusätzlich. Die originalen Fußleisten habe ich aber weiterhin darauf montiert. Dies gefällt mir deutlich besser!
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Gepäckträger Durchstieg |
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Der Durchstieg bietet die optimale Möglichkeit, schwere Gepäckstücke mit niedrigem Schwerpunkt zu transportieren. Also habe ich mir aus Rundstahl einen Gepäckträger gebogen und geschweißt. Dieser wird mittels Nietmuttern M8 verschraubt. Ein seitlich angesetzter Tritt ermöglicht ein angenehmes Absetzen des Fußes in dauerhafter Bremsbereitschaft, auch wenn Gepäck verlastet ist. Zwei U-Bügel M6 ermöglichen das direkte Verzurren am Rahmen.
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Reservekanister |
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Neben den 8 Litern Tankinhalt führe ich bei längeren Touren nochmal zwei Kanister mit je 2 Litern Benzin mit. Diese haben mir schon gute Dienste erwiesen.
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Nach dem Kauf habe ich die PX komplett zerlegt. Eigentlich mehr aus Neugierde, habe ich versucht, den Rahmen hydraulisch zu richten, mit einem Hydraulikstempel vom Technischen Hilfswerk, bei welchem ich Mitglied bin. Dies ging erstaunlich gut, da der Rahmen ganz gerade gefaltet war. An meinem Austauschrahmen habe ich im Dreieck von Lenksäulenmitte oben zu den beiden Löchern der Motorschwinge Maß genommen und diese als Grundlage für das Ausrichten genommen. So konnte ich den richtigen Abstand und die Spur kontrollieren. Dem 5 t Stempel hatte der Rahmen nicht viel entgegenzusetzen und war schnell wieder in seiner ursprünglichen Form. Es waren lediglich minimale Korrekturen nötig. Als alle Maße stimmten, habe ich ein Rohr zur Stabilisierung zwischen Rahmenspitze und Lenksäule geschweißt. Dann wurde das Rahmenknie geöffnet. Das Blech hatte sich wieder entfaltet, war aber natürlich nicht mehr stabil genug. Im Knie habe ich 3 mm Stahlstücke zur zukünftigen Kraftaufnahme eingesetzt. Das heraus getrennt Stück Knie habe ich durch Pressen wieder in seine ursprüngliche Form zurück geführt. Anschließend habe ich es wieder als "Blende" über die Verstärkung geschweißt. Eine tragende Funktion hat es somit nicht mehr. Nachdem der ganze Bereich wieder verschlossen war, habe ich die Schweißnähte verzinnt und zum Schluss gespachtelt.
Als nächster Schritt kam der Testaufbau. Ich habe die PX soweit wie nötig wieder zusammengebaut, mit all meinen Modifikationen. So konnte ich benötigte Löcher bohren oder Teile anpassen, ohne später einen frischen Lack zu beschädigen.
Nachdem alles so war, wie ich es haben wollte, baute ich sie wieder auseinander und habe mit den Karosseriearbeiten angefangen. Entrosten, abschleifen, spachteln und nochmals schleifen. Danach ging sie über die Osterferien '16 zum Lackierer. Dieser hatte nicht mehr viel Arbeit mit ihr und lackierte sie in RAL 1003, "Signalgelb", wie ich finde eine schöne Farbe für einen Tourenroller. Ein bisschen wie die originale PX Traveller. Während die Rahmenteile beim Lackierer waren, habe ich alle Anbauteile fertig vorbereitet und den Motor komplett überholt. So konnte ich nach Beendigung der Lackierarbeiten die PX sehr schnell fertig stellen. Freitagnachmittag abgeholt, Montagmorgen zugelassen und Probe gefahren...